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Bauernmöbel

Bauernmöbel wurden in ihrer ursprünglichsten Bedeutung von Bauern für Bauern hergestellt. Die urtümlichste, noch archaische Form ist dabei das Einbaum-Möbel, die Truhe (von "Trog"). Diese Truhen sind eng mit dem Einbaumsarg, den Einbaumkanus und den Brunnentrögen verwandt. Sie zählen zu den sogenannten liegenden Möbeln. Sie wurden anfangs von Zimmerleuten ausgehöhlt und ausgegehackt, erst viel später fertigten Tischler die nun viel feiner ausgearbeiteten Truhen an. Alte Familiennamen zeugen noch von diesen Berufen wie Troger oder auch Molterer (von Mulde=Truhe).

Vor etwa 100 Jahren begann man sich im Rahmen der Bewegung "Sammlung bäuerlichen Kulturgutes" auch in wissenschaftlicher Weise für die Bauernmöbel zu interessieren. Man erforschte die Herkunft und die Machart, die Materialien und die Gestaltungsvielfalt. Lange Zeit wurden die Bauernmöbel nur aus unbehandeltem Naturholz gemacht. Die Verzierungen waren anfangs auf Kerbschnitzerei beschränkt. Im Mittelalter finden sich erste Bemalungen. Eigentlich meist nur mit schwarzen Grundierungen, höchstens mit Wappenzier versehen waren die Gertreidetruhen "Haferkisten" auf den Burgen.

Die Truhen werden bald von sogenannten Almern ergänzt, wobei diese Bezeichnung nichts mit der "Alm" zu tun hat, sondern aus dem Lateinischen "Armarium" für Waffenschrank kommt. Dieses Möbelstück bezeichnet nun im Gegensatz zu den Truhen eine aufrechte, stehende Form. Diese im Inneren ungeteilten Kästen wurden anfangs als Sakristeischränke, Speisschränke zur Käse- und Speckaufbewahrung und erst viel später auch als wirkliches Bauernmöbel in den Wohnstuben bzw. Schlafkammern verwendet. Im Pustertal und im Tauferertal (Südtirol) blieben noch einige solcher originalen Almer mittelalterlicher Ausformung mit Giebeldach erhalten.

Besonders in abgelegenen Bergtälern kann man die schrittweise Entwicklung der Möbelbemalung gut beobachten. So zeigen Truhen und Kästen aus dem Tiroler Alpbachtal noch in der ersten Hälfe des 18. Jahrhunderts eine reine Braungrundierung ("Ochsenblut") mit wenigen stilisierten Blüten und Ranken und der Umgrenzung der Felder mit schwarzem Pinselstrich, so finden sich bald auch Darstellungen von Tieren. Die Leisten wurden nun plastisch hervortretend vom Tischler aufgebracht. Die klar durch Leisten hervorgehobenen Felder boten nun reichlich Platz für Bemalung. Ende des Jahrhunderts wird die Bemalung immer reicher: Trauben, Blütensträusse, Rosetten, Doppeladler und dazu eine geschnitzte Gitterung zieren die Alpbacher Bauernmöbel. Die Bemalung hält sich hier aber trotz der üppigen Motive in zurückhaltenden Braun/Schwarz/Weisstönen. Im Westen Tirols zeigen Bauernmöbel oft das "Andreaskreuz" als vorrangigen Schmuck.

Die Veränderungen in der Möbelgestaltung gingen mit den geschichtlichen Entwicklungen einher und sind somit ein interessantes Spiegelbild der Zeit, in der sie entstanden sind. Einiges bleibt aber unerklärbar, so wie die Bedeutung der Fischdarstellungen auf Ötztaler Bauernmöbeln. Die reiche, tiefgründige Symbolsprache des ausgehenden Mittelalters war den Menschen früher noch allgemein geläufig, verlor sich aber im Lauf der Jahrhunderte zusehends.

Die Zillertaler Bauernmöbe l zeigten vor der Mitte des 18. Jahrhunderts noch eine sehr bescheidene Farbgebung und eine eher spärliche Bemalung (IHS, Marien-Zeichen, Adler). Doch plötzlich entfaltete sich hier ein wahrer Farbenrausch. Die Kasten- und Truhenfüllungen quollen vor lauter bunten Blüten und religiösen Darstellungen förmlich über, als hätte sich eine neue Lebensfreude über die Bauernmöbel ergossen. Dabei konnte man sehr gut zwischen dem "alttirolischen", linken Zillerufer und dem "Salzburger-Ufer auf der rechten Zillerseite unterscheiden. Die Alttiroler Seite bevorzugte Wappenzier, blaue Grundierung, das "Brixner Lamm" (bischöfliches Symbol der Diözese Brixen) und den roten Tiroler Adler. Der Truhenkörper ruht auf geschwungenen Sockeln oder sogenannten "Laibchenfüßen". Die Salzburger Seite war noch vom Protestantismus stärker beeinflusst. Das zeigt die vorwiegend grüne Grundierung und Szenen aus dem Alten Testament. Die restliche Bemalung fiel eher sparsam aus und zeigte höchstens noch die Jahreszahl, den Namen des Eigners und die gebräuchlichen Christusinitialen. Auf Wappentiere wurde hier völlig verzichtet. Nach der Wende vom 18. ins 19. Jahrhundert veränderte sich dies. Die grünen Grundierungen wurden nun auch mit reicher Blütenzier verschönert. Im Vergleich dazu gab man sich im angrenzenden Salzburger Pinzgau mit dem Dekor der Bauernmöbel sehr zurückhaltend. Hier findet man höchstens das Herz Jesu mit dem Kranz aus Flammen samt den dazugehörenden religiösen Initialen. Überhaupt entwickelte sich die religiöse Bedeutung der Bauernmöbel erst relativ spät. In besonderer Weise wurden hier die Aufsätze der Kopfteile der Ehebetten mit frommen Sinnsprüchen den Christus- und Marieninitialen oder Heiligenbildern bemalt, um die Heiligkeit der Ehe auf diese Weise zu verdeutlichen. Auch Wiegen und Brautkästen zeigen gerne religiöse Bilder.

Im Steirischen liebte man Darstellungen des "Steirischen Panthers", dem Wappentier der Steiermark, und des "Leopoldinischen Adlers". Im Ausseergebiet prangte mit Vorliebe der Kaiserliche Doppeladler auf den Bauernmöbeln.

Viele vormals blanke Bauernmöbel wurden auch erst hinterher bemalt und lassen deshalb oft keine klare Zeitbestimmung zu. Diese Ornamente wurden auf den Bauernmöbeln durch gemalte Strukturen und Muster wie Marmorierung, gemalte Holzmaserung, Kammstriche oder Pinsel-Stupfmuster nachempfunden. Bauernmöbel waren meist aus Weichholz, im Zillertal besonders aus Zirbenholz, da es auch die Motten abhalten sollte. Die Möbel des Bürgertums hingegen aus Hartholz (z.B. Eiche, Nussholz) gearbeitet.

Viel Handwerker, die mit der Anfertigung von Bauernmöbeln beschäftigt waren, zogen von Ort zu Ort und kamen oft weit umher. Damit verbreiteten sich auch die Formen und die Gestaltungsvorlieben über das Land. Die Farben waren teils pflanzlich, teils mineralisch (Grünspan, Malachit, Zinnober, Kornblumen, Brasilienholz, Kohle). Zur Bindung der Pigmente diente das Kasein der Milch, indem der Topfen in einem besonderen Verfahren mit Kalk vermischt wurde. Viele dieser Farbgrundstoffe wurden auch mit sehr giftigen Substanzen wie Blei und Quecksilber vermischt, um sie zu fixieren. Zur Grundierung wurden Kleistertechniken und Kreidegrund genommen, die Malereien wurden vermehrt aber auch mit Eitemperafarben, Ölfarben und mit Lackfarben ausgeführt. Als Schutzschicht wurde ein Leinölfirnis aufgebracht, der wasserunlöslich und somit dauerhaft war. Leider neigt das Leinölfirnis zur Nachdunkelung.

Im Zuge der Modernisierung wurden unzählige alte Bauernmöbel entweder mit Ölfarbe übermalt, abgeschliffen oder aus Unkenntnis des Wertes verkauft oder gar zerhackt oder verworfen. Erst durch die neu aufkeimende Liebe zum Althergebrachten, zur echten bäuerlichen Kultur auch durch den Tourismus bedingt war es vielen bisher vergessenen und auf Dachböden und in Ställen abgestellten Bauernmöbeln vergönnt, nach sachgemäßer Restaurierung wieder in den Wohnbereich geholt zu werden. Auch neue Möbel wurden nun wieder mit Bauernmalerei verziert. Kurse für die alten Techniken werden vermehrt auf Volkshochschulen angeboten und Vorlagen dazu in Büchern und Heften aufgelegt.

Die Pflege der Bauernmöbel muß mit Sorgfalt geschehen, alle Reinigungsmittel auch Lauge sind tabu, trockenes Abstauben genügt. Zur auffrischenden Pflege eignen sich Bienenwachspräparate, um die Farbschicht nicht zu beschädigen.

Wer noch ein richtiges Familienerbstück, ein originales Bauernmöbel aus seiner Heimat besitzt, verfügt damit nicht nur über ein Stück Familiengeschichte, sondern auch über ein Stück Landesgeschichte. Der Wert eines solchen Bauernmöbels lässt sich damit nicht allein in Geldwert ausdrücken, der ideelle Wert übersteigt den tatsächliche materiellen Wert um ein Vielfaches.
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