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Handarbeiten

Handarbeiten, das umfasst Bereiche wie Sticken, Häkeln, Sticken, Klöppeln, Nähen, Weben usw. In früherer Zeit - und das ist noch gar nicht so lange her, war es eine Selbstverständlichkeit besonders im ländlichen Raum und bei wenig begüterten Familien, alle Kleidungsstücke und Ziertextilien selbst anzufertigen. Unermüdlich machten sich fast ausschließlich fleissige Frauenhände daran, mit Nadel und Faden zu werken.

Von frühester Kindheit an wurden die Mädchen darin unterrichtet, alle Handarbeitstechniken, die schon die Mutter, Großmutter oder Tante beherrschte, in möglichst perfekter Weise auszuüben. Kaum konnten die kleinen Finger mit dem Nadelspiel oder der Sticknadel einigermaßen umgehen, musste schon mit der sich über Jahre hinziehenden mühevollen Arbeit an der Aussteuer begonnen werden. Leintücher und Bettzeug, Handtücher, Tischwäsche und Leibwäsche mussten zugeschnitten, genäht, bestickt und umhäkelt werden. Wie kunstfertig diese Handarbeiten ausgeführt wurden, hing vom Talent der Frauen im Haus ab und natürlich auch vom Wohlstand der Familie. Handarbeiten mit hochwertigen Materialien wie feinstes Leinen und bunte Garne waren wesentlich teurer. Über Generationen hinweg wurden Handarbeits-Muster und  -Fertigkeiten weitergegeben, ergänzt, gesammelt und geübt. Auf Mustertüchern (gestickt, gehäkelt oder gestrickt) wurden die verschiedensten Handarbeitsvorlagen zusammengefasst, um keine der unzähligen Handarbeitsvorlagen zu vergessen. Meterlang waren diese Handarbeitsvorlagen und jedes Mädchen fertigte sie neu für sich an. Jedes neu erlernte Handarbeitsmuster wurde an den Musterstreifen angefügt wie ein weiteres Kapitel in einem Buch. Denn damals gab es noch keine Handarbeitsbücher mit Beschreibungen, zudem hätte es die meisten Frauen und Mädchen gar nicht lesen können, denn Schulbildung war erst seit der theresianischen Zeit Pflicht.

Nicht alle Mädchen folgten dieser Tradition des Handarbeitens mit Freude. Nicht jede junge Frau arbeitete mit Begeisterung an ihrer Aussteuer. Wie bei vielen anderen Fertigkeiten und Tätigkeiten gehört auch zum Handarbeiten Neigung, Talent und vor allem Geduld. Stundenlanges Sitzen und sich über ein Stück Stoff zu beugen ist zudem für jedes lebhafte Kind eine Zumutung. Doch wurde den Mädchen auf solche Weise schon frühzeitig vor Augen geführt, dass Frauen eben Verpflichtungen haben, die lange vor dem Vergnügen rangieren. Wie viele schwitzende, verkrampfte Kinderhändchen mögen im Laufe der Jahrhunderte mit Nadel, Stoff und Garn gekämpft haben ? Wie viele Tränen der Verzweiflung auf nicht fertig werden wollende Handarbeiten getropft sein ? Und wie viele Strafen über unwillige kleine Handarbeiterinnen verhängt, die sich einfach nicht unter das Joch des Müssens zwingen lassen wollten !

Doch gab es sicher auch genug Mädchen und Frauen, die sich der Handarbeit mit der nötigen Hingabe widmeten zusammen mit einer geduldigen Mutter oder Lehrerin. Viele Handarbeitslehrerinnen in den Schulen waren gefürchtet, weil sie in unerbittlicher Strenge über die Entstehung der endlosen Häkelbänder und Strickstrümpfe wachten, die die Mädchen anfertigen mussten. Kein Wunder, dass auf diese Weise vielen die Freude am Handarbeiten über Jahre hinweg ausgetrieben wurde.

"Die Hände einer Frau dürfen niemals ruhen" wurde gemahnt ! Kein Mann sollte eine Frau je untätig herumsitzen sehen, das schade dem Ruf des Mädchens, das dann bestimmt keinen Mann als Hochzeiter gewinnen könnte und schade der verheirateten Frau, die dann als faul ins Gerede käme. Bis ins hohe Alter, mit abgearbeiteten, gichtknotigen Händen und schwindendem Augenlicht saßen die Frauen über ihre Handarbeit gebeugt und schufen, was eben noch möglich war.

Jedes Land, jede Talschaft, selbst jede einzelne Familie hatte bevorzugte Handarbeitstechniken und Muster. Im Alpenraum ist neben Stricken die Kreuzzstichstickerei ein Lieblingskind der Handarbeit. In zahlreichen Mustersammlungen - heute in Mappen, Handarbeitsbüchern und Handarbeitsheften zusammengefasst - kann man die unglaubliche Vielfältigkeit, die Phantasie und den Formenreichtum bewundern, der sich über Jahrhunderte hinweg in der Tradition entwickelt hat. Kreuzstichmuster gibt es für alle Gelegenheiten - für religiöse Werkstücke (Altartücher, Weihkorbdecken, Haussegen etc.) genauso wie zur Auszierung von Blusen, Bettzeug, Tischtüchern und als Wandbilder. Die Möglichkeit, alte Muster immer wieder neu zu kombinieren, zu ergänzen und anzuordnen schafft immer wieder völlig neue Werkstücke.

Diese Handarbeit wurde zuerst in den Klöstern geübt, Adelsfrauen und Bürgerinnen trugen diese Handarbeitskunst weiter und schließlich verbreitete sich diese hübsche und relativ einfach zu arbeitende Handarbeit bis in den ländlich-bäuerlichen Raum der Alpentäler. Kreuzstich ist eine genaue Zählarbeit, die über zwei oder mehr Fäden des Gewebes ausgeführt wird. Traditionell wurde Leinen verwendet, heute auch Baumwoll-und Mischgewebe, und Kreuzchen um Kreuzchen zu kunstvollen Ornamenten zusammengstellt. Hier finden sich streng geometrische Rauten der Gotik, geschlossene Motive des Barock und duftig-leichte Rokkokoranken aus Blüten und Zweigen; heraldische Motive, die aus weit zurückliegenden Jahrhunderten stammen ebenso wie orientalisch angehauchte Granatapfelmotive und Pfauen. In der religiösen Formensprache natürlich Kreuzmotive, das Jesuszeichen "JHS" und  Mariensymbole. Im Ausseer Raum findet sich mit Vorliebe der Hirsch in unzähligen Variationen; im Kärntner Raum die Nelke. Die Farbe des Garnes war fast immer Rot in allen Schattierungen von rosa bis blutrot aber auch manchmal blau oder bunt gemischt.

In den Jahren des Nationalsozialismus bekam diese Form der Handarbeit allerdings einen unguten Beigeschmack, denn sie wurde als altes Volksgut  gefördert, genau so wie das Stricken von Trachtenwesten ("Berchtesgadener") und das Tragen von Lederhosen. Kreuzstichmotive wurden nun auch "auf dem Reissbrett" von Männern entworfen und in Handarbeitsheften verbreitet. Trotz dieses Traditionsbruches wurde die Handarbeit in den Nachkriegsjahren nach wie vor gepflegt und einer neuen Bedeutung zugeführt.

Das Bild von der "strickenden Oma" verblasste - zunehmend wagten sich auch wieder junge Frauen an das Abenteuer Handarbeit und ans fröhliche Gestalten. Aus der unbedingten Notwendigkeit, sich selbst etwas anfertigen zu müssen, weil es ja nichts zu kaufen gab, wurde eine beliebte gestalterische Freizeitbeschäftigung. Werdende Muttis zeigten ihre Vorfreude aufs Baby wieder vermehrt durch Anfertigen von selbstgestrickten oder gehäkelten Babygarnituren. Selbst bestickte Taufkleider werden wieder innerhalb der Familie weitergegeben, der selbstgestrickte Pullover oder die kuscheligen Socken aus eigener Produktion werden wieder geschätzt. Strickjacken, früher oft ein Merkmal von Armut ("der oder die kann sich keine genähte Joppe leisten....") waren nun der Stolz der Handarbeiterinnen und der TrägerInnen der fertigen Handarbeiten. Ein Handarbeitsgeschäft um das andere öffnete seine Pforten und damit eine Welt der Garne, Wollknäuel und Stoffe, die  begeisterte Handarbeiterinnen in ein Land ihrer Sehnsüchte eintauchen ließen.

Die kratzige Wolle die unseren Großmütter noch vertraut war, wurde von flauschigen, pflegeleichten Mischmaterialien abgelöst, schwer auszählbare unregelmäßige handgewebte Leinenstoffe von maschinell gefertigten gleichmäßigen Geweben. Und doch blüht in letzter Zeit gerade das Bedürfnis nach jenen "alten", ursprünglichen Materialien und Techniken wieder auf, dieses "Zurück zum Ursprung" wird auch bei Handarbeiten thematisiert. Es wird wieder Schafwolle gesponnen und verarbeitet, natürlich gefärbte Stoffe werden wieder hergestellt, alte Muster von musealen Mustertüchern in Handarbeitsheften publiziert. Selbst sehr schwierige und zeitaufwändige Handarbeitstechniken wie z.B. Klöppeln, Schiffchenspitze, Hardangerstickerei und Weissstickeri finden zahlreiche Anhängerinnen. Handarbeitskurse an Volkshochschulen oder als Service von Handarbeitsgeschäften bieten Gelegenheit, die Grundzüge zu erlernen und sich darin bis zur Meisterschaft weiterzuentwickeln.

Schauspielerinnen bekennen sich öffentlich dazu, in den Drehpausen zu stricken, Politikerinnen stricken im Beratungssaal, die Assistentin im Wartezimmer des Arztes. Handarbeiten ist schick und wird als neue Art der Meditation und als Entspannung vom Alltag eingestuft aus Hand"arbeit" wurde Handarbeits"vergnügen".

Im Gegensatz zu den industriell angefertigten Massenwaren (Kleidung und Dekortextilien), ist jede Handarbeit relativ teuer doch ein unverwechselbares Einzelstück und allein schon aus diesem Grund wertvoll. Jede Handarbeit stellt ein Stück Beständigkeit in einer sich schnell wandelnden Zeit dar. In jede Handarbeit fließen unzählige Stunden Arbeit und auch Liebe und Freude und werden so  zu einem Gefüge aus Zeit und Schönheit verwandelt.

In jede Handarbeit sind auch die Gedanken der fleissigen Werkerin mitverwoben, Stoffe werden nicht nur mit Mustern bestickt, sondern auch mit Träumen, Kummer und Sorgen. Allein schon in der Auswahl der Muster, Materialien und den Modellen ist etwas vom Charakter und auch von der kulturellen, religiösen Prägung der Handarbeiterin zu erkennen. Handarbeiten in diesem Licht betrachtet, werden auch zu einzigartigen Erinnerungsstücken an jene Person, die sie gefertigt hat und jede verschenkte Handarbeit ein Stück der Schenkenden selbst.
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